Die Poesie tiefster Seelenlandschaften in den Gedichten der „Illuminations“, welche Arthur Rimbaud wohl auf abenteuerlichen Reisen in den 1870er Jahren schrieb, beeinflusst nicht nur durch ihre Sprachgewalt nachhaltig die Literatur. Generationen von Künstlern finden in den Texten, gleich subtiler Gravuren im Wechselspiel von Zartheit und Härte größte Inspiration. Die Symbiose aus Malerei und Poesie taucht früh im Werk von Sonia Delaunay auf – geistige Tiefe und die Vielschichtigkeit poetisch-philosophischer Gedankenstrukturen sollen in Ihren Bildern umgesetzt werden. Rimbauds „Illuminations“ definiert bereits im wörtlichen Sinne die kreative Auseinandersetzung Delaunays mit den Themen Licht, Farbe und Erleuchtung.
Sonia Delaunay illustriert Arthur Rimbauds Werk mit vierzehn ganzseitigen Pochoirs, deren abstrakte und verwegene graphische Komposition vollkommen mit dem literarischen Werk verbunden ist.[1] In der Pochoir-Technik findet die Künstlerin eine faszinierende Möglichkeit, die Prinzipien ihres Kunstverständnisses umzusetzen. In tiefen Farben, deren kraftvoller und fast noch frisch anmutender Ausdruck ihren Bildern unglaubliche Präsenz und zugleich subtilste Sinnlichkeit verleiht, werden durch das bewusste Setzen einzelner Felder diese in Spannung zueinander gebracht. Diese vibrierenden Farbflächen ergänzt Delaunay mit festem Pinselstrich. Intensives Karminrot und tiefes Schwarz, helles Grün und Blau sind hier zum Teil in geometrischen Flächen in beinahe rhythmischer Dynamik zueinander komponiert. Die Künstlerin zeigt in dieser eindrucksvollen Bildwirkung ein von Intensität und Harmonie leuchtendes Werk, dessen tiefe Farbräume und Kontraste und Bildlicht den Betrachter ergreifen und den komplexen Rhythmus der Gedichte Rimbauds ergänzt.
[1] Delaunay, Sonia, Rimbaud, Arthur (Poets). "Les Illuminations". Paris: Jacques Damase, 1973.
[1] Delaunay, Sonia, Rimbaud, Arthur (Poets). "Les Illuminations". Paris: Jacques Damase, 1973.